|
Im Hôtel der Rückwärts Gehenden Hôtelgäste Ich
begegnete Uyp Jaawy zum ersten Mal im Hôtel der Rückwärts Gehenden
Hôtelgäste. Er hatte einen mp3-Player bzw. die dazugehörigen Ohrhörer
im Ohr und hörte die Musik, die aus ihnen kam. Er hatte übrigens nur
ein Ohr. Als er mir zur Begrüßung die Hand schüttelte und dabei die
Ohrhörer nicht aus seinem Ohr nahm, empfand ich es als einen simplen
Fall von Unhöflichkeit und wollte zunächst nichts weiter mit ihm zu tun
haben. Allerdings war sein Lächeln alles anderes [sic] als
unfreundlich, was die Eindeutigkeit meines Urteils über seine Person
zurücknahm. Ich
brauchte unbedingt einen Schockabsorber in Form eines kräftigen
Allerleis. Ich ging in die Hôtelbar, um mir eine seltene Kreation zu
bestellen, die ich schon einmal probiert und für faszinierend befunden
hatte: Die „Frühjahrsgesteuerte Eisenhand“ war kein Getränk wie jedes
andere, sondern enthielt einige ungenießbare Zutaten, die erst in
Kombination zur Vollkommenheit führten. Und als ich nach ein paar
Schlücken das sogenannte Vorahnungsödland akquirierte, für dessen
plötzliches Auftauchen man jenes Getränk (unter anderem) schätzt, sah
ich ängstliche Rösser in blöder Ferne, die vom kommenden Frühling in
eine wirbelnde Wand hineingesteuert wurden und dabei unheimlich
pfiffen. Ich erhoffte mir von dieser Vision eigentlich eine Aufklärung
des Rätsels um Jaawys Person und beäugte sehr intensiv jene Wand, die
mir als Teil der Eisenhand-Vorahnung ins Gehirn kam, doch ich sah bloß
die Erde nervös hämmern, als berge sie einen Tabubruch. Dann wurde es
mir flau und ich ging in mein Hôtelzimmer, „um tausend Leute zu töten“,
wie ich mir in einem inadäquaten Scherz selbst zuflüsterte. Die nächsten Tage und Nächte verbrachte ich ausschließlich in meinem H°telzimmer. Ich k°nnte n°ch immer nicht erklären, was an jenem Tag v°rgefallen, °b überhaupt etwas v°rgefallen war. Ich wusste nur, dass meine Verwirrung n°ch immer nicht nachgelassen hatte. Ich fühlte mich müder als 1 g Asche, die v°n einem g°ldenen Zahnmann zum Braten in die Kameralinse gelegt w°rden war. Ich erinnerte mich dunkel an den Y°utube-Geburtskanal, k°nnte mir aber keinen Reim darauf machen. Als
ich wieder aufwachte, sah ich ein haariges Mädchen im Zimmer
herumhusten, wie eine Wühlmaus durchzuckte sie meine Sachsäcke. Offenbar war ich soeben durch ein kleines Loch in der Zeit (und nicht etwa in der Kameralinse, wie man zunächst annehmen darf) geklettert und kam auf deren bösen Rückseite wieder heraus, wo überraschenderweise niemand anderes als Uyp Jaawy auf mich wartete: Die Vergangenheitsstruktur war gerissen, die gesamte Zeitmaske umprogrammiert. Uyp briet sich gerade ein Küken, dem er einen kleinen mp3-Player für Tierchen umgeschnallt hatte, um dessen Zeitverschwendung während des Bratvorgangs entgegenzuwirken. Das Küken wurde auf eine schimmernde Laserplatte gelegt und in Trinitÿl eingetaucht, woraufhin sein Ergänzungselan auf 0.9 anstieg. Gewissenhaft saugte das Küken am Trinitÿl und stillte so die Strich-Augen des von Windpocken markierten Betrachters. Ein hochfrequent saugendes Tanzfleisch schwebte über Uyps Kopf und ließ alles für einen kurzen Augenblick in wahnsinnigem Tempo ablaufen. Danach reichte mir Uyp seinen Festen und wir freundeten uns an. Natürlich hörte er zu keinem Zeitpunkt auf, mp3s zu hören. Ein Pferd hatte mal ausgerechnet, dass Uyp selbst dann noch mp3s hören wird, wenn der Griebene Stuntman auf der Vergangenheit angeritten kommt, mit nicht mehr als einer seidenen Unterhose bekleidet. Uyp ergriff seine Maschinenwaffe und initiierte eine fürchterliche Kakophonie aus Wasser und Glas. Die Waffe blühte auf in Üllener Kugelzeit. Die Luft um das Wasser herum begann zu brutzeln und urböse Körperfliegen drehten sich wie verbogene Mutaphysik. Er wartete, bis sich auf seinem Oberschenkel eine rote Rille gebildet hatte, und klickte ins Leere – ungehobelter Motherfuck war die Folge. Der Boden unter unseren Füßen entfernte sich wie wahnsinnig in die zerbrechlich wirkende Umarmung der spiralförmigen Leere. Ich schwang Uyps Prügel und ließ ihn kategorisch auf dem Morast landen, der soeben vom falschen Nicker einer schrecklichen Rinde erwacht war und im ewigen Freudenfeuer der Dimensionen brannte. Ich spürte diverse Primitiva, die mehrere meiner Rülpser berührten. Schließlich landeten wir im unfruchtbaren Baum der Nacht, was eine riskante Angelegenheit war. Die Nacht an sich ist schon immer sehr riskant gewesen, doch in Verbindung mit dem Brüllenden Freudenfeuer des Schwebenden mp3-Friedhofs war das Risiko kaum fassbar. Allmählich lernte ich, meine Entfremdung, die mich bis hierher gequält hatte und kaum atmen ließ, zu akzeptieren und sah mit meinen knochigen Augen unsichtbare Hände, die wild um sich glimpfend über die Trieblippen der Tiere fuhren. Kaninchenbohrer wurden an meine Kehle gesetzt und ich atmete durch den Darm in meinem Stiefel, während der erschlaffte Hals einer Schlagbaumgiraffe in Frustration proustete und Megatonnen schwerer Raupen rumpelten. Uyp Jaawy und ich setzten uns in ein ???, das über eine rote Kapuze verfügte, und „gaben Gas“, indem wir mehrere Pflichten unerledigt ließen, wobei jede unerledigt gelassene Pflicht in Form eines Tropfens aus meinem Fuß austrat. Als ganze zehn Tropfen meinen Knöchel verlassen hatten, hielt das ??? von selbst an, und wir begaben uns in die unterirdische Höhle der Zwinkernden Spiegel. Uyp teilte mir ganz ohne Worte mit, dass dort die Existenz höchstpersönlich auf uns wartete. Es war eine gewagt-gewaltige Feuchtwelt, in der Licht und Schatten sich sorgfältig hintergingen. Neben einer tiefschwarzen Grube lag ein Lichtfleck, der wie bekloppt nach Lippenstift schriech. Uyp ließ mich erahnen, dass dieses Licht toxisch war, sodass ich es mied. Seine Füße schlugen den Regen und sein lächelnder Körpertank hebelte sich von einem stabilen Drehpunkt aus zum Bahnhof in El Paso. Er schaute mich durch das Hippiehoch in seinem Bier leicht vorwurfsvoll an und verschwand unterm Zirkuszelt wie ein Kind des Schicksals. Die Ausrottungseinheit M-3 war in der Zwischenzeit am Ort eingetroffen und wartete unter dem Schatten der frischen Telefontropfen darauf, ein glühendes Weiß in die prätentiöse Dunkelheit zu züchten. Wie fehlerhafte Rehe starrten die Ausrotter ins Konstrukt der Zeit und wehten im Wind der Vergänglichkeit. Dann kam die Kugelzeit, mit ihren protzigen Zungen die fest verspiegelte Ofenlötung beschnaufend. Ihr Körperlächeln fiel in einen tiefen Schlucht [sic] und ihr Gesicht verbeulte sich zu namenlosem Schrapnell. Die Kugelzeit bewohnte nun das runde Haus des Satans und füllte sehr gewissenhaft die Eitelkeitstabelle aus, was für einen Musikprügel ihres Ranges typisch war. Auf dem gesamten Raffinerieboden rotierten riesenhafte Maschinen, deren rote Kapuzen ein unangenehm flüssiges Leben begünstigten. Jacks Schwanz war wie ein platter Polyp im chemistischen Schlamm-Aux, die Umdrehungszahl der CyberStrings beäugend. Aus seinen Augen kam gottloses Heulen und ein Semikolon wurde mittels einer speziellen Abschussvorrichtung in seine Wangen gefeuert. Danach kamen wir an eine Stelle, wo Wahr an uns heranzoomte und ein fremdartiger Kopf auf einen Sprung hereinschneite. Ich fühlte den Schmerz eines Wales mich überlegen. Ich hätte nur allzu gern zurücküberlegt, doch wusste ich nicht wo. Uyp zeigte mit seinem linken Ei auf X, das sich gerade öffnete. Einige Füße wurden sichtbar, dann eine Zunge und ein Schwanz. Schließlich kam ein hässliches Klistier zum Vorschein, das uns mit seiner Zange gefügig machen wollte. Doch ich gab mich wie ein kriminell gesonnener Wissenschaftler und summte ein irrsinniges Lied durch meine zu verunglimpfenden Lippen. Das Klistier verstummte und verabschiedete sich mit etwas Gas. Kriegsvögel stürzten auf uns und zwangen uns, noch stärker zusammenzuhalten. Uyp und ich waren enge Freunde geworden, ohne je auch nur ein einziges Wort miteinander gewechselt zu haben. Die Höhle war noch nicht ansatzweise erkundet und wir stiegen weiter hinab. In der Ferne sahen wir einen ruhig pulsierenden Monditor, der mit Bildern von nuklearen Apokalypsen um sich schliss. Dabei lächelte er noch nichtssagender als mein Freund Jaawy und winkte uns mit seinem Fuß heran. Wir gingen in die Richtung des Fußes und wurden sogleich mit Laserstrahlen aus dessen blutunterlaufenen Hühneraugen beschossen. Auf unseren Häuten entstanden rostfarbene Löcher, deren gischtiges Weinen mir endgültig die Lust nahm, das Urwesen des rätselhaften Uyp Jaawy zu ergründen. Auch hatte sein Pferd soeben fluktuiert.
|